Es ist bisher bundesweit einzigartig und hat Pionier-Charakter. Das Vorzeige-Projekt „Biologischer Klimaschutz“ wurde von den Vielfaltschützer*innen und Moor-Expert*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein entwickelt. In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren soll es Bedeutsames leisten: Zerstörte, trockengelegte Moore in intakte, wiedervernässte Moore zurückverwandeln. Die Moore im Land zwischen den Meeren sollen auf diese Weise zum einen wieder ein sicherer Rückzugsort für die seltenen Pflanzen und Tiere werden, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind. UND mehr noch: „Das Stiftungsland soll zum riesigen Kohlenstoffspeicher werden“, sagt Dr. Walter Hemmerling, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Vom Klimakiller zum Klimaretter Düster, neblig, bedrohlich, lebensgefährlich: Ihr Image ist nicht das Beste. Immerhin machten Moore spätestens im Fantasy-Film „Der Herr der Ringe“ Karriere als schaurige Filmkulisse. Kein Wunder! Lange Zeit galten Moore als nichtig und nutzlos, ausschließlich geeignet zum Torfabbau. Also rückte der Mensch ihnen schon vor über hundert Jahren zu Leibe, legte sie mittels Entwässerungsgraben und Drainagen trocken und machte sie zu Äckern und Wiesen.
Heute sind etwa 90 Prozent der deutschen Moore entwässert, um die Flächen zu nutzen. Legt man Moorböden aber trocken, werden sie von Kohlenstoffspeichern zu echten Klimakillern und geben laufend CO₂ ab. Ist der gespeicherte Kohlenstoff nicht mehr vom Wasser luftdicht abgeschlossen, verbindet er sich mit dem Sauerstoff der Luft zum Treibhausgas CO₂. So kommen fast sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen aus entwässerten Moorböden.
Die Moore in Schleswig-Holstein geben jedes Jahr ca. 2,8 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente in die Atmosphäre ab, so viel wie der gesamte PKW-Verkehr im Land. Will Deutschland wirklich klimaneutral werden, müssen die Emissionen aus entwässerten Mooren gestoppt und die Speicherfunktion wieder aktiviert werden.
Schleswig-Holstein geht voran
Das neue Kompetenzteam „Biologischer Klimaschutz“ der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wird bis 2030 auf 20.000 Hektar entwässerten Moorböden in Schleswig-Holstein den optimalen Wasserstand wiederherstellen. Das stoppt im ersten Schritt sofort die CO₂-Emissionen, nach wenigen Jahren beginnt die Torfschicht wieder zu wachsen und filtert CO₂ aus der Luft. Die Moore werden von Klimakillern wieder zu Klimaschützern. Dazu Gerrit Werhahn, Leiter des Kompetenzteams Biologischer Klimaschutz: „Weil das Land reich an Moorböden ist, können hier Millionen Tonnen Emissionen eingespart und nach einiger Zeit sogar wieder aktiv CO₂ aus der Luft entzogen werden. So positioniert sich Schleswig-Holstein nach Windkraft und Wasserstoff erneut als Pionier im Klimaschutz.“
Dabei entstehen zugleich, wie bereits oben erwähnt, Lebensräume für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Das ist die zweite Funktion des Biologischen Klimaschutzes. „Damit verbinden wir in Schleswig-Holstein zwei der drängendsten Themen unserer Zeit, die Begrenzung des Klimawandels und die Erhaltung der Biodiversität“, ergänzt Werhahn.
Die ersten 20 Klimamoor-Projekte Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein renaturiert bereits seit 40 Jahren Moore, bisher vor allem, um die letzten Lebensräume seltener moortypischer Arten zu retten und wieder zu vergrößern. Diese Erfahrung nutzen wir heute für den ambitionierten Klimaschutzplan. Das Ziel ist, bis 2030 weitere 20.000 Hektar entwässerte Moorflächen wieder zu vernässen. Zusammen mit den bereits heute renaturierten Flächen senken wir die Emissionen aus Moorböden dann um 700.000 Tonnen CO₂ pro Jahr – ungefähr so viel, wie alle Einwohner von Flensburg jährlich ausstoßen.
- Königsmoor
- Grotmoor
- Hasenmoor (Felde)
- Herrenmoor
- Tetenhusener Moor
- Glasmoor
- Weißes Moor
- Offenbütteler Moor
- Kranika Dellstedt
- Wildes Moor bei Schwabstedt
- Tielenautal Großes Moor bei Dätgen
- Faule Trave (Travetal)
- Priestermoor
- Hartshoper Moor
- Vaaler Moor
- Barkauer See
- Eidertal Dosenmoor
„Wiedervernässung“ heißt das Zauberwort – aber wie funktioniert das?!
Um den natürlichen Wasserhaushalt im Moor wieder herzustellen, muss das künstlich angelegte Entwässerungssystem zurückgebaut werden. Das Kompetenzteam „Biologischer Klimaschutz“ analysiert zunächst wie stark die Flächen entwässert sind, wie das Wasser abfließt und wie man den Wasserhaushalt verbessern kann.
Oft sind die Flächen durch den Bau von Gräben und Drainagen über viele Generationen stark verändert worden. Auch muss analysiert werden, wo noch gefährdete Arten vorkommen, die unbedingt geschützt werden müssen und welche Gräben erhalten bleiben müssen, damit Nachbarn nicht beeinträchtigt werden.
Dann werden Gräben und Drainagen gezielt so angestaut oder zurückgebaut, dass der Boden möglichst ganzjährig bis zur Oberfläche nass wird, denn nur dann können Torfmoose, Seggen und andere torfbildende Pflanzen wieder wachsen. In Hochmooren werden häufig auch Dämme aus Torf gebaut, die das Regenwasser auf den Flächen zurückhalten.
Für die Baumaßnahmen kommen Spezialbagger zum Einsatz, deren Gewicht sich durch breite Ketten auf eine große Fläche verteilt, so dass sie nur wenig Druck auf den empfindlichen Boden ausüben.
Geben wir dem Land seine Moore zurück
Wir alle können es uns nicht mehr leisten, unsere Moore trockenzulegen. Für die Wiedervernässung braucht es allerdings einen langen Atem – und unbedingt ihre Unterstützung! Helfen Sie der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein dabei, mehr Moore in Schleswig-Holstein wiederzuvernässen.
Schritt eins ist dabei der Kauf geeigneter Flächen. In Schritt zwei bringen unsere Vielfaltschützer*innen und Klimaretter*innen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die Feuchtigkeit auf diese Flächen zurück.
Mit Ihrer Spende sichern Sie ein Stück heimisches Moor. Sie leisten einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz und geben Moorfrosch, Sonnentau und Co. ein Fleckchen Erde zum Leben!
Spenden Sie jetzt!
Spendenkonto DE16 4306 0967 1007 0070 00 GLS Gemeinschaftsbank eG Verwendungszweck: „Mehr Moore“
Text & Fotos: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein