„Essstörungen gehören zu den gravierenden psychischen Erkrankungen des späten Kindes-, Jugend- und auch jungen Erwachsenenalters mit oftmals langandauernden Behandlungsverläufen“, erklärt Inke Kühn, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugend- psychiatrie und -psychotherapie. Dabei zählen Magersucht (Anorexia nervosa), die Bulimie (Bulimia nervosa) sowie die Binge-Eating-Störung zu den am häufigsten auftretenden Essstörungen. Mädchen und junge Frauen erkranken häufiger als Jungen und Männer. Zudem werden die Betroffenen immer jünger, wie Inke Kühn bestätigt: „Zunehmend behandeln wir bereits zwölf jährige Kinder, die vorwiegend an einer Magersucht leiden.“ Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich eine Bulemie oder Binge-Eating-Störung leichter und über eine längere Zeit gut im Alltag verheimlichen lassen.
Früherkennung ist wichtig
Daher appelliert die Expertin Alarmsignale richtig zu deuten, bewusst wahrzunehmen und gegebenenfalls Hilfe durch den Kinderarzt, Kinder- und Jugendpsychiater oder Beratungsstellen in Anspruch zu nehmen. Denn je früher eine Essstörung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Behandlungs- und Heilungschancen. „Eltern sollten wachsam sein, wenn sie bei ihren Kindern einen auffälligen Gewichtsverlust oder ein ungewöhnlich häufiges Wiegeverhalten bemerken. Ebenso können ein exzessives Beschäftigen mit Ernährung, langes Verweilen nach den Mahlzeiten im Bad oder aber ein erhöhtes Sportpensum, Alarm- signale sein“, meint sie.
Individuelles Behandlungskonzept
Die Ursachen für eine Essstörung können vielfältig sein. Allen gemein sind eine gestörte Wahrnehmung des eigenen Körperbildes sowie das Gefühl den eigenen Körper kontrollieren zu können. Dabei dominiert die Essstörung die Gedanken, die Gefühle und die Beziehungen der Betroffenen. In der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie werden betroffene Jugendliche daher mit einem multimodalen Behandlungskonzept therapiert. Dieses beinhaltet medizinisch-internistische Interventionen sowie Psychotherapie. Inhaltlich geht es um eine schrittweise Normalisierung von Gewicht und Essverhalten. Zugleich wird ein individuelles Erkrankungsmodell erarbeitet, um therapeutische Ansätze zu entwickeln. „Unsere Patienten erhalten neben Gesprächstherapeutischen Angeboten, Bewegungs- und Kreativtherapeutische Angebote. Diese erfolgen als Einzel- oder Gruppentherapie. Auch das familiäre Bezugssystem wird in die Behandlung mit eingebunden“, erklärt die Oberärztin.
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