Vivendi Mobil: Arbeiten in der stationären Altenhilfe

„Das größte Problem für Pflegende ist die Dokumentation. Keine Pflegekraft hat sich das bei der Berufswahl ausgesucht. Das Pflegeherz, das schlägt für soziale Beziehungen, für die Fürsorge und für die Hilfestellung“, sagt Jürgen Büstrin.

Er ist Geschäftsführer im Seniorenheim Haus Berlin in Neumünster, einer Tochtergesellschaft der Graf Recke Stiftung, und weiß, wovon er spricht. Als gelernter Krankenpfleger machte er selbst die Erfahrungen einer überbordenden Bürokratie, die sich mit der papiergebundenen Dokumentation nicht mehr bändigen ließ. Seine Ziele: Mehr Zeit für den persönlichen Kontakt zu schaffen, mehr Sicherheit im Hinblick auf die neue Qualitätsprüfung zu gewinnen und die Pflegenden in ihrem professionellen Selbstverständnis zu stärken.

Mitarbeitende auf die digitale Reise mitnehmen

Leichter gesagt als getan. Denn oft reagieren wir auf Entscheidungen, die für uns gefällt werden, mit Gegenwehr. Deshalb entschied Jürgen Büstrin, mit seinem Team einen Plan zu erarbeiten, der mehr beinhaltete als nur die bloße Einführung von Vivendi Mobil in der stationären Altenhilfe. Es galt, eingefahrene Unternehmensstrukturen aufzubrechen und Mitarbeitende auf die digitale Reise mitzunehmen.

Generationswechsel ermöglicht Wissenstransfer

Gut, dass Jürgen Büstrin die Leidenschaft für das Sozialwesen an seinen Sohn Jesse weitergegeben hat, der, wie das Schicksal es will, als Leiter des Qualitätsmanagements mit der Vivendi-Einführung im Stiftungsverbund betraut wurde. „Für mich bedeutet Digitalisierung nicht nur bloßes Umwandeln von Analogem ins Digitale. Digitalisierung ist vielschichtiger und sollte im Sozialwesen auch entsprechend ganzheitlich umgesetzt werden.“

Flächendeckendes WLAN mit PpSG-Mitteln gefördert

Im ersten Schritt sollte die technische Infrastruktur verbessert werden, um die benötigten Tablets auch adäquat betreiben zu können. Um ein flächendeckendes WLAN einzurichten, wurden Fördermittel im Rahmen des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes (Pp SG) von 12.000 Euro beantragt. Anschließend beschaffte das Team ausreichend Tablets und investierte in Vivendi Mobil. „Wir haben uns für Vivendi entschieden, da wir uns nicht mit der zweitbesten Wahl zufriedengeben wollten. Wir machten dadurch einen großen Schritt nach vorn, denn unsere Abläufe haben sich verschlankt und die Qualität unserer Einrichtung hat sich verbessert“, sagt Büstrin. 

Care- und Prozess-Manager als Multiplikatoren

Als die Infrastruktur stand, ging es an die Neuordnung der organisatorischen Abläufe. „Weil unsere Pflegenden mit Leidenschaft pflegen, haben wir ergänzend die Stellen der Care- und Prozess-Manager geschaffen“, erklärt Büstrin. Diese nehmen Bewohner im Haus Berlin auf, gehen mit ihnen die Strukturierte Informationssammlung (SIS) auf dem Tablet durch, begleiten und planen gemeinsam anstehende Maßnahmen. Dadurch entlasten sie unsere Pflegekräfte und tragen das Thema der digitalen Dokumentation als Vorbilder voran. Das funktioniert gut, denn der Erfolg macht die andere Mitarbeitenden dann neugierig. So entdecken die Kolleginnen und Kollegen selbst den Mehrwert, sodass wir jetzt weitere Mobilgeräte anschaffen und den Nutzerkreis erweitern“, sagt Büstrin. 

Mobile Dokumentation verändert Zusammenarbeit 

Durch die mobile Dokumentation fallen notwendige Erinnerungsaufzeichnungen weg, die zwangsläufig zu Ungenauigkeiten führten. Hier ermöglicht Vivendi Mobil die direkte Dokumentation am Bett des Klienten. „Wir nutzen Vivendi Mobil auch gerne bei der Wunddokumentation, weil wir die Fotos mit der integrierten Kamera am Tablet machen können. Das funktioniert einfach und intuitiv“, sagt Sabine Mainka, Pflegedienstleitung im Haus Berlin. 

Weitere spannende Möglichkeiten ergeben sich aus der Verbindung zwischen Vivendi Mobil und Geräten im Internet of Things. So lassen sich Blutdruckmessgeräte per Bluetooth mit dem Tablet koppeln und erhobene Vitalwerte automatisch in die zentrale Klientenakte übernehmen. Diese Funktionen werden im Haus Berlin künftig ebenfalls genutzt werden. 

Gemeinsame Verlaufsdokumentation mit dem Bewohner 

Auch bei den Klienten kommt die Technik gut an, weil Vivendi Mobil eine direktere Dokumentation ermöglicht. „Das ist ein -großer Vorteil, denn wir schreiben nicht mehr über unsere Klienten, sondern arbeiten und planen gemeinsam an der Dokumentation. Auch in der Beziehung zwischen Pflegenden und Gepflegten ist also ein Wandel durch den Technikeinsatz festzustellen. Oft hatten die Bewohner früher viel eher das Gefühl, verwaltet zu werden“, ergänzt -Mainka.

Verbesserung von Qualität und Empowerment der Mitarbeitenden

Die Erfolge im Haus Berlin münden schließlich in einer verbesserten Qualität der Einrichtung. Zwar werden Qualitätsprüfungen unter Pflegenden schon immer hinterfragt, dennoch haben sie ihren Sinn: Sie helfen, die Qualität in den Häusern zu verbessern. „Und gerade hier haben wir mit Vivendi einen Sprung nach vorn gemacht, da wir mit einer hohen Sicherheit in die Prüfung gehen. Das stärkt unsere Mitarbeitenden. Sie sprechen darüber mit Freunden und Bekannten und werben dadurch für die Pflege und für unser Haus. Das ist wichtig, da wir Pflegekräfte überwiegend aus der Region rekrutieren“, sagt Büstrin.

Die sprachgestützte Dokumentation − der Traum aller Pflegenden

Der Einsatz moderner Technik ist natürlich ein Argument, um junge Nachwuchskräfte für den Pflegeberuf zu gewinnen. „Die sprachgestützte Dokumentation mit Vivendi Mobil wird unser Qualitätsziel 2021 sein“. so Büstrin. Das zeigt, wie Innovationskultur im Haus Berlin gelebt und wie Digitalisierung als Prozess verstanden wird. Und wer weiß, vielleicht lässt sich die sprachgestützte Dokumentation schon bald vollautomatisieren. Der Traum aller Pflegenden würde wahr werden und das größte Problem gelöst: die Dokumentation selbst. Denn die hat sich keine Pflegekraft bei der Berufswahl primär ausgesucht.


Kontakt

www.graf-recke-stiftung.de
www.connext.de


Text & Fotos: Bartos Kurzawski / Peter Hamel