Rothirsch-Rendezvous im Moor

Wiedervernässte, intakte Moore sind DIE Klimaretter dieser Zeit und was nur Wenige wissen: Lieblings-Lebensraum des Rothirschs

Weihnachtszeit im Stiftungsland: Die Spuren der Nacht liegen noch über dem mystischen Moor. Der Nebel umarmt dieses faszinierende Fleckchen Erde sanft wie ein kuschelig-weiches Kissen. Kein Lüftchen weht, kein Laut ertönt. Doch dann betritt er die Bühne: der Rothirsch. Majestätisch schreitet er aus dem dunklen Dickicht und wittert in die kühle, schneeverheißende Luft. 

Der „König des Waldes“ mit dem imposan­-ten Geweih ist – und das wissen wirklich nur Wenige – vor allem Moorbewohner. Sein geheimer Lieblingsplatz sind die wiedervernässten Flächen im Stiftungsland. Moor und Hirsch gehören zusammen wie Weide und Rind. Es ist eine Partnerschaft von der Beide profitieren. Denn der Hirsch sucht gerne wasserreiche und ungestörte Orte auf und bringt ganz nebenbei die Vielfalt zurück. 

Als Artentaxi – in seinem Fell sitzen nicht nur Insekten und Kleinstlebewesen, sondern auch viele Samen wertvoller Wildpflanzen – ist er auch Lebensraumgestalter und hinterlässt seine prägende Handschrift überall im Moor.

Bester Klimaschutz plus Lieblings-Lebensraum: intakte, wiedervernässte Moore  

Moore sind echte Superstars in Sachen Klimaschutz, denn: Sie sind unsere größten natürlichen Kohlenstoffspeicher. Ein Hektar intaktes Moor kann sechsmal so viel Kohlenstoff speichern, wie ein Hektar Wald. Zusätzlich nehmen Moore, die (wieder) wachsen, laufend CO2 aus der Atmosphäre auf. Mit jedem Quadratmeter jedoch, der durch menschliche Nutzung entwässert wird, bildet sich das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid CO2. Gut zwölf Prozent der menschengemachten Treibhausgas-Emissionen in Schleswig-Holstein entstehen so. Ein riesiges Einspar-Potenzial! Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein renaturiert seit über 44 Jahren entwässerte Moore, um wertvolle Lebensräume für stark angepasste Arten zu schaffen. Diese Erfahrung und Kompetenz zahlen sich jetzt für den Klimaschutz aus: In den Jahren 2021 und 2022 haben die Expert*innen der Stiftung im Königsmoor, im Offenbütteler ­Moor, im Dellstedter Moor, im Thielenautal, im Dosenmoor, im Hartshoper Moor, im Priestermoor sowie im Herrenmoor und Vaalermoor zusammen mehr als 257 Hektar Moorboden wieder vernässt. Durch diese Vernässungsmaßnahmen gelangen nun jedes Jahr gut 2.200 Tonnen weniger CO2 in die Atmos­phäre. Das spart jährlich so viele ­Treibhausgase, wie 510 komplette Umrundungen Schleswig-Holsteins mit dem Auto verursachen!

Dafür sind umfangreiche Planungs- und Baumaßnahmen nötig: Zuerst wird meist die Entwässerungs-Infrastruktur zurückgebaut, also Drainagen entfernt und Gräben angestaut, manchmal werden Wälle um das Gebiet aufgeschüttet oder einem Fluss die Möglichkeit gegeben, sich wieder auszubreiten. Das Ziel ist immer, das Wasser nicht mehr abzuleiten, sondern im Moor zu halten. Ist der Torf wieder im Wasser, stoppt das die CO2-Emissionen. Kommen die typischen Pflanzen zurück – allen voran die Kohlenstoffspeicher-Wunder, die Torfmoose – und fangen die Torfschichten wieder an zu wachsen, speichert das intakte Moor sogar aktiv CO2 aus der Atmosphäre.

Mit dem Programm „Biologischer Klimaschutz“ will die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren Bedeutsames leisten: Die Moore im Land zwischen den Meeren sollen zum einen wieder sicherer Rückzugsort für die seltenen Pflanzen und Tiere werden, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind. Und mehr noch: „Das Stiftungsland soll zum riesigen Kohlenstoffspeicher werden“, sagt Dr. Walter Hemmerling, Vorstandsvor­sitzender der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. So positioniert sich Schleswig-Holstein nach Windkraft und Wasserstoff erneut als Pionier im Klimaschutz und verbindet zwei der drängendsten Themen dieser Zeit, die Begrenzung des Klimawandels und die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Einer der vielen Profiteure ist der Rothirsch, der das Moor als Lebensraum jetzt Stück für Stück wieder für sich zurückerobert.  

Rothirsch-Weihnachtswunsch: Jetzt Moore retten! 

Weihnachten steht vor der Tür. Wir besin­-nen uns unserer Werte und fassen gute Vorsätze – zumindest bis der Alltag uns einholt. Aber es gibt auch gute Taten, die lange wirken – sogar über Generationen. Klimaschutz durch Moorvernässung ist so ein Beispiel. Denn: Torfböden speichern riesige Mengen Kohlenstoff. Sind die Böden nass, wird daraus kein klimaschädliches CO2. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein erwirbt daher Moorflächen und stellt den natürlichen Wasserstand wieder her. Das hilft Moorbewohnern wie Rothirsch, Moorfrosch, Sonnentau und Co. 


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Text: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
Fotos: delbar/stock-adobe.com, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein