„Früher hatte ich das Gefühl, ich fahre über 50 Ecken“

„Blinker links“, die Sprachsteuerung ist für Boris Nicolai, der bereits 215.000 Kilometer mit Space Drive 1 gefahren ist, neu. Routiniert fährt er zur ersten Anpassungsfahrt mit seinem neuen Ford Tourneo vom Hof des Mobilitätsparks in Aichelau. Es ist sein zweiter PARAVAN-Umbau, diesmal mit Space Drive 2. Wenn man im Fonds sitzt und die Augen schließt merkt man keinen Unterschied zur konventionellen Lenkung. Boris ist ein routinierter Fahrer, ohne den kleinsten Ruckler fährt er flüssig um die Kurve.

Der Ford Tourneo Connect ist das zweite Auto des 34-Jährigen, der an einer Muskeldystrophie – Typ Gliedergürteldystrophie – erkrankt ist. Zuvor ist er über elf Jahre einen KIA Carnival gefahren. In das Auto kommt er wie bei seinem ersten Fahrzeug über eine Unterflurrampe. Das war für ihn ein wichtiges Entscheidungskriterium, als es um die Fahrzeugwahl ging. „Ich habe für mich das beste Fahrzeug ausgesucht.“ Mit seinem PARAVAN PR 50-Rollstuhl fährt er direkt vor das Lenkrad. Für den gelernten Maschinenbautechniker war es wichtig ein wendiges Fahrzeug zu haben, mit viel Bodenfreiheit durch das Luftfahrwerk, aus dem er schnell rein- und rausfahren kann und auch in jedes Parkhaus kommt. Ein Kassettenlift sei für ihn im Alltag umständlicher als die Rampe. „Ich muss mit meinem PR 50 rückwärts auf die Rampe und im Auto drehen.“ Dafür benötigt er mehr Zeit und Platz.

Steuern wird Boris Nicolai sein Fahrzeug mit Joystick für die Lenkung (rechts) und Gas-Brems-Schieber (Links)

Flüssiges Fahrgefühl mit Space Drive 2

Sein neues Fahrzeug ist mit dem Fahr- und Lenksystem Space Drive 2 ausgestattet. Zum Lenken nutzt er einen Zwei-Wege-Joystick (rechts), mit der linken Hand betätigt er – den Gas-Brems-Schieber. Mit einem Bleeper kann er zehn verschiedene Sekundärfunktionen ansteuern, den Rest erledigt er mit dem PARAVAN Touch oder mit der Sprachsteuerung. Auch von außen ist es komfortabler für Boris geworden: Die Türe kann er jetzt mit seinem SmartPhone öffnen, ebenso die Rampe rausfahren.

„Was mich genervt hat, war das Radio“ berichtet er mit Blick auf sein altes Auto. „Bei jeder Verstellung musste ich anhalten.“ Das galt auch für die Sonnenblende, die er vorsichtshalber schon vor Antritt der Fahrt runterklappte, damit er auf der sicheren Seite war. „Das ging auch nur mit Anhalten und Schwung“, berichtet er. Heute kann er dies alles komfortabel per Sprachsteuerung erledigen – und ohne extra anhalten zu müssen.

Das gleiche gilt auch für das neue Space Drive 2 System. „Ich bin sofort super damit klargekommen“, berichtet er. „Es ist viel direkter. Ich habe das Gefühl, wirklich um die Kurve zu fahren. Früher hatte ich das Gefühl, man fährt über 50 Ecken. Es ist viel flüssiger.“ Boris Nicolai hatte gehofft, dass die Neuerungen deutlich spürbar sind, obwohl er auch schon mit seinem Kia perfekt zurechtkam. Aber das alles so reibungslos klappt, das hätte er nicht gedacht.

PARAVAN-Techniker Alexander Langer gibt die letzten Einweisungen in das neue System

PR 50 als Fahrersitz und Aufstehhilfe

Seit sechs Jahren nutzt Boris Nicolai zudem einen E-Rollstuhl PR 50 von PARAVAN als Fahrersitz. Für ihn ist das die optimale Ergänzung, um unabhängig mobil zu sein. „Weil er genau das im Alltag bringt, was ich brauche“, sagt er, niedrige Sitzposition und hohe Aufstehfunktion und in Verbindung mit der PARAVAN-Dockingstation eine hohe Stabilität im Auto. „Ich kann noch stehen, doch dazu benötige ich eine Aufstehhilfe“, erklärt Boris Nicolai.  „Und dafür eignet sich der E-Rollstuhl optimal, in Kombination mit dem Fahrersitz.“

Die ersten elf Jahre hat er unfallfrei zurückgelegt. „Die kleinen Kratzer stammen von anderen.“ Sein Kia hat ihn bis auf die höchsten Gletscher Österreichs gefahren – beispielsweise über die enge und mit 29 Kehren sehr kurvenreiche Kaunertaler Gletscherstraße hinauf auf 2750 Meter. „So etwas bleibt haften.“ Ansonsten nutzt Boris Nicolai sein Auto im Wesentlichen zur Fahrt zur Arbeit und zu Wettkämpfen. „Ohne Auto geht es nicht“, sagt er. „8 Kilometer Arbeitsweg hat er mit dem Auto, und etwa zehn Minuten. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre ich anderthalb Stunden unterwegs und hätte noch 1 Kilometer Fußweg.“

In seiner Freizeit spielt Boris erfolgreich Para-Boccia. International! Er ist Vize-Europameister und Dritter bei der Weltmeisterschaft – im Einzel und damit als erster deutscher Boccia-Spieler für die Paralympics in Tokio im kommenden Jahr qualifiziert. Um regelmäßig zum Training nach Saarbücken zu fahren oder zu Wettkämpfen, benötigt er ebenfalls regelmäßig sein Auto.

„Jetzt müssen Sie aber den Knopf drücken“, sagt Fahrlehrer Horst Hilsenbeck, als sie von der Probefahrt wieder auf dem Betriebsgelände ankommen. „Zündung aus“, sagt Boris Nicolai. Der die Vorzüge seines neuen PARAVAN sichtlich genossen hat. „Können wir so lassen. Die Position vom Joystick ist jetzt optimal. Macht Spaß“, so sein Fazit.


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